„Das Morsbacher Bahnhofmodell ist ein Stück Zeitgeschichte“
Noch bis in die 1950er Jahre befuhren Dampflokomotiven die Strecke von Waldbröl nach Morsbach und haben damals Gerhard Schulz inspiriert, ein Modell des Morsbacher Bahnhofs anzufertigen. „Etwa im Jahr 1958 fertigte mein Vater den Bahnhofnachbau im Maßstab 1:87 aus Sperrholz an als Teil unserer Modell-Eisenbahnanlage der Marke Märklin H0“, erinnerte sich Prof. Dr. Günther Schulz kürzlich bei einem Treffen im Morsbacher Kulturbahnhof.
Er und seine Schwester Renate Hipp, geborene Schulz, hatten dem Heimatverein Morsbach das Bahnhofmodell des Vaters geschenkt. „Wir wohnten in den 1950er Jahren unmittelbar gegenüber des Bahnhofs“, erzählte Schulz, der heute in Bad Honnef wohnt. „Das Bahnhofgelände war unser Spielplatz. Viele Jahre hat das Modell allerdings bei mir im Keller gestanden. Aber meine Schwester und ich meinen, dass es wieder nach Morsbach gehört.“
Werner Schuh, Vorsitzender des Heimatvereins, bedankte sich für das Geschenk und erzählte, dass der Vereinsvorstand entschieden habe, das Modell als Dauerleihgabe der Gemeinde Morsbach zur Ausstellung im renovierten Kulturbahnhof zu überlassen. Der Verein hatte dafür auch gleich eine passende Glasvitrine gekauft und zwei Info-Tafeln über die Morsbacher Eisenbahngeschichte anfertigen lassen.
Schuh erinnerte auch daran, dass es dem Heimatverein Morsbach maßgeblich zu verdanken ist, dass das denkmalgeschützte Bahnhofgebäude erhalten geblieben ist. Mit einer Resolution an den Gemeinderat und die zuständigen Denkmalbehörden hatte der Verein im Jahr 2013 den Erhalt des Gebäudes vor dem drohenden Verfall und die sofortige Sanierung gefordert, dem dann auch entsprochen wurde. „Mit dem Modell wird ein Stück Morsbacher Eisenbahngeschichte dokumentiert“, meinte Schuh.
Bei dem Übergabetreffen im Kulturbahnhof bedankte sich Bürgermeister Jan Schumacher bei der Familie Schulz für die Dauerleihgabe und beim Heimatverein für das langjährige und vielfältige Engagement. „Das Modell passt gut in den Kulturbahnhof, wo sich die Leute treffen und ins Gespräch kommen. Es ist ein Stück Zeitgeschichte“, meinte er. Die Objektmanagerin des Bahnhofs, Nadja Schwendemann, ergänzte, dass das Modell noch beleuchtet werden soll.
Dr. Paul-Heiner Deipenbrock, Morsbacher Tierarzt im Ruhestand und leidenschaftlicher Modell-Eisenbahnbauer, hat im Übrigen das Bahnhofmodell mit allerlei Details originalgetreu und lebendig aufgepeppt und gestaltet. So hat er beispielsweise Schienen hinzugefügt, eine historische Dampflok der Baureihe 167, Personen-Waggons, Holzrungen-Wagen, ein Pferdefuhrwerk und einen gelben Postomnibus besorgt und hinzugefügt. Marianne und Ludger Rosenthal vom Vorstand des Heimatvereins haben die Vitrine besorgt.
Prof. Dr. Günther Schulz ist ein bekannter Sozial- und Wirtschaftshistoriker, wurde 1950 in Morsbach geboren, hat auf dem Hollenberg-Gymnasium in Waldbröl Abitur gemacht, in Bonn Geschichte und Germanistik studiert, wurde 1977 promoviert und hat sich 1990 habilitiert. Schulz war unter anderem Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität zu Köln und Dekan der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Er war lange Vorsitzender des Beirats der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats vom „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Er ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Einen Namen hat sich Schulz mit zahlreichen Aufsätzen und Büchern gemacht. Unter anderem veröffentlichte er 2007 einen Band über Konrad Adenauer als Kölner Oberbürgermeister von 1917 bis 1933. (CB-11.12.25)
Bei der Übergabe des Bahnhofmodells (v.r.n.l.): Werner Schuh, Nadja Schwendemann, Jan Schumacher, Prof. Dr. Günther Schulz sowie Marianne und Ludger Rosenthal. Fotos: Christoph Buchen

